Mixed Media
„Einen völlig anderen Typus von Malerei repräsentieren die Arbeiten von Ali Reza Javadi. Bleiben wir zunächst bei der Komposition. Das strukturierende Element bei diesen Bildern ist immer das Quadrat. Dieser formale Aspekt bedeutet natürlich zum einen, dass der Künstler seriell arbeitet. So heißen die großen Bilder auch „Aus dem Fenster XVI“und „Aus dem Fenster XXXI“. Es bedeutet aber auch, dass ein und dieselbe Form, das Quadrat, immer wieder neu und anders ausgestaltet wird – und das wiederum ist dem seriellen Gedanken entgegengesetzt. In der Tat werden auch die großen Bilder nicht zeilenweise oder der Reihe nach ausgearbeitet, sondern Zufall, Intuition und Sprünge treiben den malerischen Prozess voran und lassen nach und nach die einzelnen Facetten entstehen, die sich dann zu einem großen Ganzen fügen. Der Begriff „malerischer“ Prozess trifft jedoch auf Ali Reza Javadis Schaffen nicht exakt zu, denn einen Pinsel benutzt er kaum. Er bringt die Farbe auf mit Spachtel, Pappe und direkt mit der Hand. Er verteilt, schabt, verschmiert, verschleift, drückt Farbmasse mit einem Papier auf und zieht es wieder ab. Durch diese“Abziehbilder“ entstehen Strukturen, die aussehen wie feines Geäst oder ein Netzwerk von Äderchen oder wie Korallen oder wie florale Motive. Durch Übermalung und Überlagerung legt der Künstler Schicht um Schicht auf und erreicht höchst dichte Farbtexturen, die bisweilen reliefartig, rauh und schrundig aussehen.Und doch sind alle Bilder abgeschliffen, sie haben eine spiegelglatte Oberfläche. Die letzte der zahlreichen Farbschichten wirkt damit zugleich gestaltend und auflösend.“
mixed_media, Dr. Hermann Uehlein
„… Alireza berührt den Augenblick, in dem Linienstrukturen die Qualität von Bild- oder Schrifthaftem annehmen, aber auch als gleichsam musikalische Phänomene empfunden werden können. … Der Farbraum gestaltet sich durch Abdrücke verschiedener Gegenstände auf der Leinwand. … Durch das Druckverfahren wird der Zufall zu einer Größe, die den Bildentwurf entscheidend mitbestimmt. … Die <dabei entstehenden> Spannungen, Verschiebungen und kaum wahrnehmbaren Differenzen und Übergangszonen zwischen den einzelnen Bildelementen sind Impulse zu weiteren Entwicklungen und sprunghaften Veränderungen. <Man könnte> an das von Platon für das Gedächtnis und Prozesse des Erinnerns formulierte Bild der Wachstafel, denken, der Zeichen und Texte eingeschrieben und in Tiefenschichten eingelagert werden. … Über Schichtungen von Farbe und Zeichen führt uns Alireza ganz selbstverständlich die Veränderlichkeit von Deutungsmustern vor Augen und bezieht uns interaktiv, als Beobachter, in den dynamischen Prozess natürlicher wie auch künstlerischer Gestaltungsprozesse mit ein. …“
Dr. Christoph Kivelitz, Kunstverein Dortmund